Bohuslav Fuchs

Bohuslav Fuchs

€ 25,00

Architekt der tschechischen Avantgarde

Adolph Stiller (Hg.)

Architektur im Ringturm XXIII

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144 Seiten, 20,5x21,5 cm zahlr. Abb. französische Broschur ISBN 978-3-99014-031-4

 

Der Architekt Bohuslav Fuchs gilt als der Hauptvertreter des „Brünner Funktionalismus“, wie die Zeit zwischen den Weltkriegen architekturhistorisch bezeichnet wird und die sich in Brünn in ihren letzten Arbeiten bis in die späten 1940er Jahre erstreckt. Fuchs hat nicht nur mit zahlreichen realisierten Bauten sondern auch mit städtebaulichen und regionalplanerischen Arbeiten sowie mit seinem berufsspezifischen Engagement und als Hochschullehrer wie kein anderer diese Zeitspanne nachhaltig beeinflusst.Aufgrund eines beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwunges in den 1920er und 1930er Jahren – besonders der Textilindustrie nicht zuletzt bedingt durch die ab 1919 gegebene Selbständigkeit der neu gegründeten Tschechoslowakei – wurde Brünn auch gerne das „Manchester Tschechiens“ genannt. Dieser im Gegensatz zur Misere im deutschsprachigen, kleinen Rest der Donaumonarchie gesellschaftliche und wirtschaftliche Wohlstand ermöglichte die durch die Unabhängigkeit vom einstigen Habsburgerreich notwendig gewordene Realisierung zahlreicher Bauten für Wohnen, Bildung, Kultur und Freizeit. Bohuslav Fuchs konnte Dank dieser glücklichen Ausnahmesituation schon als junger Architekt erfolgreich ins Baugeschehen einsteigen: insgesamt konnte er von seinen mehr als 500 Projekten während der gesamten Berufslaufbahn die außergewöhnlich hohe Zahl von beinahe 150 in Bauten realisieren.Fuchs studierte in Prag beim Wagnerschüler Jan Kotera, in dessen Büro er nach seinem Diplom auch zwei Jahre arbeitete. 1923 kehrte er nach Mähren zurück und ließ sich in Brünn nieder; ein selbständiges Bauatelier gründete er hier 1929. Bedeutende Bauten finden sich auch in der heutigen Slowakei, u.a. ein großstädtisch gestaltetes Wohnhaus in Bratislava (Hviezdoslavovo námestie; 1935) die weithin bekannte Thermalbadanlage „Grüner Frosch“ in Trencianske Teplice (1937) oder das Erholungsheim „Morava“ (Tatranská Lomnica, 1931), das einen fixen Platz in einer Reihe berühmter, funktionalistischer Sanatoriumsbauten der 1930er Jahre hat.Aufträge für zahlreiche Bauten folgten und er konnte in kurzer Zeit auch sein bekanntes eigenes Haus errichten. Parallel zur Bautätigkeit pflegte Fuchs weitläufige internationale Kontakte zur Fachwelt. Er nahm u. a. an den mittlerweile legendären CIAM Kongressen (Congrès Internationaux de l’Architecture Moderne) als Vertreter der Tschechoslowakei teil und pflegte in der folge regen Kontakt mit le Corbusier und andere Spitzenvertretern der klassischen Moderne Europas. In seinem eigenen Land war er u. a. ab 1928 Mitglied der Künstlergruppe Mánes oder der von Karel Teige begründeten, linken Avantgarde-Gruppe Devetsil.Als seine berühmtesten und in der Fachwelt heute noch gut bekannten Bauten gelten das Hotel Avion in Brünn, (1927–28 für eine enge Baulücke in der Altstadt als außergewöhnliche räumliche Komposition entstanden), die Mährische Bank im Zentrum von Brünn (1928–30 mit A. Wiesner), ein heute noch genutzter Pavillon am Brünner Messegelände für die Jubiläumsausstellung 10 Jahre Tschechoslowakei (1929), die oben erwähnten zwei Sanatorien in der Hohen Tatra sowie sein eigenes Haus in Brünn (1928). Mit den Inneneinrichtungen vieler seiner eigenen Bauten und dem zeitweisen Betrieb eines Einrichtungshauses hat Fuchs sich auch in die Tradition der gehobenen Möbelkultur eingeschrieben. Neben diesen Aktivitäten beschäftigte sich Fuchs auch mit Planungen größeren Maßstabs: mit vielen oft auch umgesetzten Städtebauentwürfen sowie Landes- oder Regionalplanungen trug er auch zur Neustrukturierung der jungen Republik bei.Die Rezeption seines Werkes ist durch das Fehlen einer grundsätzlichen Aufarbeitung zwar erschert: ganz wenige Monografien in tschechischer Sprache beschäftigen sich bisher mit seinem Werk (1930 von Zdenek Rossmann; 1966 von Zdenek Kudelka, 1986 von Mihaly Kubinsky) Die Beschäftigung auf internationalem Niveau findet allerdings durch regelmäßig stattfindende, Exkursionen bzw. Artikel in div. Zeitschriften oder durch Beteiligungen an Ausstellungen über den „Brünner Funktionalismus“ rege statt. Seit den 1950er Jahren gab es auch nicht wenige direkte persönliche Kontakte der damaligen Wiener Avantgarde (Friedrich Achleitner, arbeitsgruppe 4 oder Hans Puchhammer) zum Brünner Meister. Als Fuchs einmal zu einem Vortrag nach Wien eingeladen worden war und nicht kommen konnte, delegierte er diesen an den damals jungen, in der Zwischenzeit als Spezialist und Promotor der tschechischen Avantgarde im deutschsprachigen Raum bekannt gewordenen Vladimir Slapeta.Das Buch wird eine Auswahl seiner wichtigsten Bauten präsentieren. Namhafte Wissenschaftler arbeiten in Ausstellung und Katalog die Bedeutung von Bohuslav Fuchs für die Moderne Architektur als gesamtes heraus. Nicht zuletzt erlaubt zahlreiches, unveröffentlichtes Material, einen neuen Blick auf das Werk dieser außergewöhnlichen Architektenpersönlichkeit zu werfen.